Detlef Scheele ist neues Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit (BA), er spricht sich dafür aus, Langzeitarbeitslose in eine sog. „fürsorgliche Belagerung“ zu nehmen. „Kinder müssen erleben, dass ihre Eltern mit oder vor ihnen aufstehen, dass es normal ist, aus dem Haus und zur Arbeit oder zur Schule zu gehen. Notfalls sind dafür Hausbesuche nötig“, sagte Scheele der „Süddeutschen Zeitung“. Und weiter: „Wir werden alles tun, um die Vererbung von Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern.“

Was will uns der Mann damit sagen? Fürsorgliche Belagerung ist ein Roman von Heinrich Böll. Ein Roman über Terrorismus, Sicherheit und Überwachung. Hintergrund: Fritz Tolm hätte eigentlich Museumsdirektor werden wollen, aber eine Erbschaft machte ihn zum Verleger und schließlich zum Präsidenten eines mächtigen Interessenverbands. Ein Netz von Sicherheitsmaßnahmen ist nicht nur zu seinem Schutz da, sondern dient auch zur Be- und Überwachung seiner Familie. Seine Kinder aber legen wenig Wert auf diese staatliche Betreuung. Sie gehören zur gesellschaftlichen Opposition, und es gibt auch Kontakte zu jungen Menschen, die als Terroristen verdächtigt werden.

Es geht also um Überwachung und Bewachung einer in der Öffentlichkeit stehenden Familie. Will Scheele also Kinder von Langzeitarbeitslose mit Menschen vergleichen die Kontakt zu Terroristen haben? Oder hält es gar Langzeitarbeitslose für eine Art von Terroristen? Eine staatliche Überwachung dieser Familien gegen deren Willen um die „Vererbung von Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern.“ Diese Aussagen zeigen jedenfalls, was der Mann von Hartz IV Beziehern denkt. Vielleicht sollte er mal umdenken und in Betracht ziehen, dass Langzeitarbeitslose, vor allem ältere Arbeitnehmer, auf dem Arbeitsmarkt fast keine Chance mehr haben. Ziel muss es sein diesen Menschen eine Chance auf einen Job zu verschaffen und nicht diese zu überwachen.

Diese geistige Haltung des Chef der BA kann man auch oft erleben, wenn man ein Jobcenter betritt. Denn hier werden arbeitslose Menschen keineswegs als „Kunden“ empfangen, so wie Schröder dies mit seiner Agenda 2010 so schön ausgeschmückt hat. Die haben doch ohnehin keinen Bock und erziehen ihre Kinder auch noch zu Schmarotzern, dies ist das Bild, was Herr Scheele mit seinen Aussagen auch noch befördert. Nicht fördern, aber überwachen …